Etwas produzieren? Das geht doch kinderleicht. Du steckst ein paar Samen auf einen Wattebausch, legst diesen in einen kleinen Tontopf. Den stellst Du ans Fenster und gibst ab und zu etwas Wasser hinein. Schon wächst die Kresse. Lass es Dir schmecken.
Schon ist der Konsument auch ein Produzent. Der amerikanische Zukunftsforscher Alvin Toffler hat je eine Silbe aus beiden Begriffen producer und consumer kombiniert und den Pro-sumer kreiert. Auf Deutsch klingt das allenfalls halb so witzig: Prosument. Deshalb bleiben wir bei Prosumer und Prosumerin.
Ganz erhebende, ja andächtige Gefühle beschleichen viele Menschen, wenn eine App ihres Handys zeigt, was zwei 1,70 auf 1 Meter messende dunkle Platten am Tag so liefern. Sie sind an das Geländer eines Balkons montiert und blicken morgens mittags oder abends, aber immer in Schräglage, der Sonne entgegen. Strom, Elektrizität erzeugen sie, aus Watt werden Wattstunden, dann Kilowattstunden. Eingebaute Wechselrichter, Kabel und eine Steckdose machen aus den Balkon-Bewohnern Prosumer. Sie verbrauchen ihren selbst produzierten Strom in ihren vier Wänden.
Sieht so Klimaschutz aus? Lächerlich!? Nun ja, jede erzeugte Kilowattstunde Photovoltaikstrom vermeidet in Deutschland knapp 630 Gramm Kohlendioxid. Produzieren die zwei Module mit derzeit insgesamt erlaubten 600 Watt das ganze Jahr über Strom in Ulm und Umgebung, liefern sie bei rund 1000 Sonnenstunden 600 Kilowattstunden und ersparen der Atmosphäre unseres Planeten 378 Kilogramm des Treibhausgases. Drei mit PV-Modulen bestückte Balkone vermeiden bereits mehr als ein Tonne CO2.
Und was bringt das mir? Bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde sinkt die Stromrechnung eines Haushalts jährlich um rund 240 Euro. Die Balkon-PV-Anlage kostet aktuell zwischen 500 und 800 Euro. Zieht der Betreiber den Förderzuschuss der Stadt Ulm von 250 Euro von den Beschaffungskosten ab, ist die Anschaffung nach spätestens 3-4 Jahren bezahlt. Dann liefert die Anlage aber noch 20 Jahre fast die gleiche Menge Elektrizität.
Da muss man kein Schwabe sein, um zu begreifen, dass die Stromerzeuger den eigenen Geldbeutel auf Dauer schonen. Zudem hat Wirtschaftsminister Robert Habeck angekündigt, dass demnächst Balkonanlagen mit 800 Watt Spitzenleistung erlaubt sind. Also gleich ergiebigere Module kaufen, die Umsatzsteuer für die Teile liegt seit diesem Jahr bei zero Euro. Und die alten Stromzähler mit dem sichtbaren Zahnrädchen dürfen bald auch ganz offiziell rückwärts laufen, bis der Netzbetreiber neue eingebaut hat. Auf Dauer kann es jedenfalls nicht sein, dass auf Balkonien anfallender Überschussstrom zum Nulltarif ins Stromnetz fließt.
Termine/Termine/Termine
Am Mittwoch, 24. Mai, treffen sich Vertreter des Ulmer Klimabündnisses mit den zwei Klimaschutzmanagern der Stadt Ulm zum Gedankenaustausch. Die Stadt hat diverse Pläne zur Energie- und Wärmewende verabschiedet. Unsere zentrale Frage: Wie läuft die Umsetzung? Wir berichten im nächsten Newsletter.
Der Termin ist noch nicht fest, aber bald wird das offizielle Gründungstreffen der Bürger Energie Genossenschaft https://www.donau-energie.org/ stattfinden, mit welcher Bürger:innen auch Teil der Energiewende in Ulm und Neu-Ulm werden können, wenn sie keinen Balkon haben 😉