dieses Mal haben wir für Euch einen Teil der Infos zusammengestellt, die wir für die heutige Radiosendung von Radio free FM „Talks for Future“ zusammen mit Fridays for Future und der Letzten Generation gesammelt haben. Im zweiten Teil des Gesprächs ging es um den Verkehr in Ulm. Deshalb konzentriert sich dieser Newsletter auf das Hitze-Thema.
Aktuelle Situation in Ulm (allgemein):
1. Auf der Homepage der Stadt Ulm gibt es ein paar Tipps, wie Bürger:innen sich an Hitzetagen verhalten sollen. https://www.ulm.de/global/datenpool/lebenslagen/umwelt–und-naturgefahren/sommerhitze
2. Ein paar Zahlen:
a. Ulm hat fast 130.000 Einwohner.
b. Laut Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Ulm fast 50 % versiegelte Flächen und fast 3 m3 pro m2 Grünvolumen. Dafür gab es von der DUH die gelbe Karte).
https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Kommunal/Hitze-Check_2024/Hitze-Check_Staedte-Bundeslaender_Baden-Wuerttemberg.pdf
Die beste grüne Karte vergab die DUH an Baden Baden dort sind gute 40 % versiegelt und es gibt gute 6 m3 pro m2 Grünvolumen.
c. In Ulm gibt es ca 15 Parks in unterschiedlicher Größe.
d. Die Anzahl der Plätze, die meistens versiegelt sind, ist ähnlich hoch. e. Es gibt 19 Spielplätze, ca 11 Parkhäuser, 3 P+R-Plätze und richtig viele Parkplätze mit und ohne Parkscheibe oder Bewohnerausweis.
3. Seit einigen Jahren gibt es die Smart-City-Strategie, die von der Digitalen Agenda betreut wird.
https://smartcitystrategie.ulm.de/mission/#nachhaltig Darin die sogenannte “Klimastraße“, die ein grünes und klimafreundliches Lebensumfeld anbieten will.
Das Ziel der Strategie für die Anpassung an die Klimakrise ist es, durch die Messung von Umweltdaten Gefahren frühzeitig zu erkennen, um Maßnahmen für die Klimaanpassung einzuleiten zu können – z.B. naturnahe Lösungen, die Risiken von Starkregenereignissen und Trockenperioden durch die Vernetzung von urbanem Wasser und Grünflächen minimieren.
Durch die wachsende Stadt gewinnen „Grünräume“ erheblich an Bedeutung. Mit Hilfe des intelligenten Flächenmanagements und der Messung von Umweltdaten können Bedarfe an Grünräumen ermittelt und deren Potenziale, z.B. zur Abkühlung von Wärmeinseln genutzt werden.
Aktuelle Situation (in Bezug auf Hitze in Ulm):
1. Urbane Gebiete sind im Vergleich zum Umland oftmals weniger gut durchlüftet, dicht bebaut mit Stein, Beton und Glas, stark versiegelt und wenig begrünt. So entstehen lokale Wärmeinseln – andere sagen auch Hitzeinseln dazu. In sommerlichen Nächten können die Temperaturen um bis zu 10 Grad wärmer sein als im Umland. Man bezeichnet einen Tag, dessen Nacht sich nicht auf weniger als 20 ° abkühlt als Hitzetag.
2. Laut der Landesanstalt für Umwelt für Baden-Württemberg (LUBW) ist die Statistik der Hitzetage so:
a. BW: 1961-1990: durchschnittlich 5 Hitzetage à 1991-2020: 12 Tage
b. Ulm: 1961-1990: durchschnittlich 3 Hitzetage à 1991-2020: 7 Tage
Bis zum Ende des Jahrhunderts zeigen Klimaprojektionen im Extremfall jährlich 38 Hitzetage Baden-Württemberg.
Hochgerechnet könnten wir in Ulm mit fast 23 Hitzetage in 2.100 rechnen. Wir müssen also definitiv etwas tun.
3. Der Präsident der LUBW, Dr. Ulrich Maurer meint: „Maßnahmen der Hitzevorsorge werden immer wichtiger, wie beispielsweise eine Stadtplanung, die auf Schatten, Bäume und Wasser setzt und so langfristig vor Hitze schützt. Es gilt auch die Bevölkerung zu sensibilisieren, damit jeder selbst vorsorgt und sich in Hitzephasen schützt.“
Weder vom Bund noch vom Land BW werden der Stadt Ulm Vorgaben zum Umgang mit künftigen Hitzeperioden in Zusammenhang mit der Klimakrise gemacht.
Doch werden vom LUBW klar definierte Informationen zu einem Hitzeaktionsplan angeboten. Diese werden von KLIMOPASS des Landes Baden-Württemberg gefördert und beinhalten diese Fragen und entsprechenden Antworten:
- Warum brauchen Kommunen einen Hitzeaktionsplan?
- Was ist so ein Plan – und wie kann er erstellt und umgesetzt werden?
- Wo finden die Städte gelungene Beispiele, kollegialen Rat und weiterführende Informationen?
Bisher gibt es nur eine Stadt in Schwaben mit einem Hitzeaktionsplan: Stuttgart.
Aktuelle Aktionen in Ulm
1. Bis Ende 2026 laufen ein paar Projekte der Digitalen Agenda im Rahmen der Smart-City-Strategie, welche auch das Klima beeinflussen sollen. Dafür gibt es vom Bund und der Stadt einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag, von dem bereits gut 90% verplant sind.
2. Am 04.07.2024 sprach Uwe Brennenstuhl in Radio free FM von der Digitalen Agenda auch über Bäume, die u. A. im Lederhof gepflanzt werden, die digital beobachtet werden. Es könnte sein, dass man feststellt, dass man andere Bäume pflanzen muss oder eher 20 statt 2. Es wird intensiv mit dem Grünflächenamt zusammengearbeitet. Insbesondere für Neubau- oder Sanierungsgebiete. Sensoren am Wurzelwerk liefern Daten über LoRaWan (Long Range Wide Area Network) an die HP https://lorapark.de/. Dort kann die Zentrale dann entscheiden, wo, wann und wie viel gegossen werden muss.
Übrigens können auch Bürger:innen LoRaWAN nutzen, z.B. für den eigenen Schrebergarten. Die Daten stehen dann über die zur Verfügung.
3. Die Organisation Go Plant a Tree hat in Zusammenarbeit mit BUND, der Stadt Ulm, der lokalen agenda und dem einstein-Maraton 400 Bäume verschenkt, die inzwischen alle verplant sind.
4. Herr von Winning informiert sich bei Herrn Wittlinger, unserem obersten Förster nach Möglichkeiten, mehr Grün in die Stadt zu bringen.
Unsere Empfehlungen
1. Mach‘ den Parkplatz zu einem Platz für einen Park!
a. Versiegelung von Plätzen und Gehwegen aufbrechen
b. Bäume mit LoRaWAN pflanzen damit sie auch wirklich anwachsen.
Leitungen im Boden so bündeln und ummanteln, dass sie vor Baumwurzeln geschützt sind.
c. Wiesen und Sträucher pflanzen (siehe Bericht in der SWP vom 23.08.24 “Gut für Insekten und Seele”) – Je dicker der Humus desto höher die Bindung von CO2.
d. Die Stadt Medellín, Kolumbien hat in 2019 den Ashden Award für die Erschaffung grüner Korridore in der Stadt erhalten. Sie haben damit die Stadt um mindestens 2° abgekühlt.
e. Wärmepumpen installieren, mit denen man auch kühlen kann. Es gibt mehrere Modelle, die das können und manche sind entsprechend nachrüstbar.
2. Leere Wohnungen (es gibt über 2.000 in Ulm) sanieren und zum Wohnen anbieten. Das ist erheblich besser als mit neuen Wohnungen mehr Fläche versiegeln.
3. Den Motorisierten Individualverkehr halbieren und wesentlich bessere Angebote für den ÖPNV machen.
Wie bereitest Du Dich auf Hitzetage vor?
Dein Team vom Klimaentscheid Ulm & Neu-Ulm