Friedrichs-Au vor ca 80 Jahren im Rahmen der Landesgartenschau angelegt und noch immer eine kühlende Attraktion

Blumen statt Beton – Wie der „Tegelwippen“-Trend Städte grüner macht

Blumen statt Beton – Wie der „Tegelwippen“-Trend Städte grüner macht

Stell dir vor, deine Stadt verwandelt graue Pflasterflächen in blühende Oasen – genau das passiert gerade in den Niederlanden. Der Trend nennt sich „Tegelwippen“, was so viel bedeutet wie „Platten wippen“, und ist ein Wettbewerb, bei dem Städte und Gemeinden Pflastersteine entfernen und durch Grünflächen ersetzen. Was als freundschaftlicher Wettstreit zwischen Amsterdam und Rotterdam begann, hat sich seit 2020 zu einer landesweiten Bewegung entwickelt – mit beeindruckenden Ergebnissen: über 14 Millionen Steine wurden bereits entfernt!

Durch das Ulmer Grünflächenamt in Zusammenarbeit mit der Sanierungstreuhand Ulm entsiegelte Fläche vor der Wengenkirche
© S. Back Durch das Ulmer Grünflächenamt in Zusammenarbeit mit der Sanierungstreuhand Ulm entsiegelte Fläche vor der Wengenkirche

Ein Wettbewerb mit Wirkung

Jedes Jahr vom 21. März bis zum 31. Oktober treten niederländische Städte gegeneinander an. Ziel ist es, möglichst viele versiegelte Flächen zu entsiegeln – also Pflastersteine zu entfernen und durch Pflanzen, Blumenbeete oder Rasen zu ersetzen. Die Stadt mit den meisten entfernten Steinen pro 1.000 Einwohner gewinnt die „Goldene Platte“. Auch Privatpersonen können mitmachen und ihre Fortschritte online dokumentieren.

Doch es geht um mehr als nur einen Preis: Das Tegelwippen ist ein wirksames Mittel gegen die zunehmende Bodenversiegelung in Städten. Versiegelte Flächen verhindern, dass Regenwasser versickern kann, fördern Überschwemmungen und tragen zur Bildung von Hitzeinseln bei. Durch die Entsiegelung wird nicht nur das Mikroklima verbessert, sondern auch die Artenvielfalt gefördert – ein echter Gewinn für Mensch und Natur.

Tegelwippen als Antwort auf den Klimawandel

Die Idee hinter dem Wettbewerb ist einfach, aber wirkungsvoll: Weniger Beton, mehr Natur. Durch die Entsiegelung kann Regenwasser besser aufgenommen werden. Gleichzeitig entstehen neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Städte werden so zu sogenannten „Schwammstädten“, die Wasser speichern und bei Bedarf wieder abgeben können – ein wichtiger Beitrag zur Klimaanpassung.

Auch die Stadt Ulm hat schon seit einigen Jahren Entsiegelungs-Projekte an einigen Orten durchgezogen: Willy-Brand-Platz, Olgastraße und viele andere. Auch für die kommenden Jahre sind Projekte geplant.

Was kannst du tun?

Auch in Deutschland ist das Problem der Bodenversiegelung akut: Laut Umweltbundesamt sind rund 45 % der Siedlungs- und Verkehrsflächen versiegelt. In Ulm gibt es auch schon ein Entsiegelungsprogramm. Das Ulmer Grünflächenamt hat schon einige Flächen wieder renaturiert und hat für die nächsten drei Jahre schon weitere Plätze projektiert. Erste Städte zeigen bereits Interesse am Tegelwippen, weil Ideen von Privatpersonen aus einer anderen Perspektive kommen. Die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz hat ab 2025 ein studentisches Projekt gestartet. Hier tragen bereits Bürger:innen aus unterschiedlichen Städten ein, wie viele qm entsiegelt wurden: https://www.abpflastern.de/.

Doch auch ohne offiziellen Wettbewerb kannst du aktiv werden: Schau dich in deinem Garten oder auf deinem Grundstück um – gibt es versiegelte Flächen, die du entsiegeln könntest? Vielleicht lässt sich ein gepflasterter Weg durch Rasen oder Blumen ersetzen? Auch der Verzicht auf synthetische Dünger und Pestizide hilft, den Boden gesund zu halten.

Oder melde dich bei uns, wenn du eine versiegelte Fläche in deiner Nähe kennst, die zusammen mit der Stadt Ulm entsiegelt werden könnte. Denn du hast vielleicht eine ganz andere Sicht auf versiegelte Flächen als die Stadt. Oder du kennst Orte, die der Stadt Ulm noch nicht aufgefallen sind.

Wäre dies ein gutes Beispiel für mehr Grün in unserer Stadt?

Vor der Elisabethenkirche in der Ulmer Weststadt
© S. Back Vor der Elisabethenkirche in der Ulmer Weststadt

Fazit: Jeder Stein zählt Das Tegelwippen zeigt eindrucksvoll, wie kleine Maßnahmen große Wirkung entfalten können. Es ist ein Aufruf an uns alle, unsere Städte lebenswerter, grüner und widerstandsfähiger zu gestalten. Vielleicht ist es an der Zeit, auch bei dir den ersten Stein zu „wippen“?

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